ARD
Das Geschäft mit dem Fischsiegel
Report, Dokumentation • 23.04.2018 • 22:45 - 23:30
Dr. Daniel Pauly, Direktor des Instituts of the Oceans in Vancouver und Mitbegründer des MSC. Für ihn ist das Siegel nicht mehr glaubwürdig, es sei von der Industrie gekapert worden.
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Dreharbeiten in Manzanillo, Mexico. Dieses und 35 andere Fangschiffe jagen und töten Delphine, um an die Thunfische heranzukommen.
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MSC- ein Gemeinschaftsprojekt von Industrie und WWF.
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Heike Vesper (WWF), Der WWF hat den MSC 1997 gemeinsam mit dem Lebensmittelkonzern UNILEVER gegründet. Jetzt befürchtet der WWF, das Siegel könne seine Glaubwürdigkeit verlieren.
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Friederike Kremer-Obrock ist Hai-Taucherin und als Vorsitzende der Schutzorganisation shark project an Zertifizierungen beteiligt, von denen Haie betroffen sind. Sie hat ihren Glauben an den MSC verloren.
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Ein Millionen Geschäft - Flossen für die Haifischflossensuppe. Dafür tötet die spanische Haifangflotte 1 Mio Haie im Jahr - womöglich bald mit Ökosiegel MSC.
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Die Hai-Auktionshalle in Vigo. Flossenhandel womöglich bald mit MSC.
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Produktionsland
Deutschland
Produktionsdatum
2018
Report, Dokumentation
Fisch gilt als gesund. Doch welchen Fisch kann man mit gutem Gewissen essen, um das Leben im Meer nicht zu zerstören? Welche Fangmethoden sind nachhaltig? Viele Verbraucher orientieren sich bei dieser Frage an dem blauen Fischsiegel des MSC, des Marine Stewardship Council. Es gilt als erfolgreichstes Öko-Siegel der Welt und ziert in Deutschland mehr als die Hälfte aller verkauften Fischprodukte. Ganze Supermarktketten bieten nur noch MSC-zertifizierte Ware an. 41 Prozent der Käufer kennen das Siegel und vertrauen ihm. "Man muss das glauben", sagt dazu eine Kundin im Supermarkt. "Das ist wie mit Bio, das ist 'ne Glaubenssache. Und MSC hat es irgendwie geschafft, mich zu überzeugen." Eigentlich garantiert das MSC-Siegel: Dieser Fisch kommt nicht aus überfischten Beständen und bei seinem Fang ist das Ökosystem Meer nicht beschädigt worden. Doch: Stimmt das auch? Schon länger gibt es Kritik an dem Siegel. Die Standards seien zu lasch, heißt es von Meeresschützern. "Die Story im Ersten"-Autor Wilfried Huismann fühlt mit seiner aufwendigen, weltweiten Recherche dem MSC auf den Zahn. Das WDR-Team findet Beispiele, die zeigen, wie fragwürdig die Siegelvergabe durch den MSC ist. Er trifft Fischer, die das Fischsiegel vor allem aus Marketinggründen haben wollten und es auch bekommen haben, obwohl ihre Fangmethode den Meeresboden beschädigt. "Wenn das MSC-Siegel drauf ist, gibt es keine Fragen mehr", sagt dazu der Geschäftsführer einer Schollenfischerei. Ein Siegel, um Fisch besser zu verkaufen? Ein galizischer Kleinfischer, der Oktopus und andere Arten auf traditionelle Art fängt, lehnt das MSC-Siegel kategorisch ab. Er und seine Kollegen hätten es beantragen können. Doch der MSC habe auch mit den Eignern großer Fangschiffe verhandelt, die die Bestände allein aufgrund ihrer Größe gefährden würden. "Wenn es dem MSC nur darum geht, den Bestand einer Art zu zertifizieren, aber nicht die Fangmethode, dann wollen wir kein MSC", sagt der Fischer. Immer wieder begegnet Huismann auf seiner Recherchereise der Vorwurf, der MSC halte seine selbst gesetzten Standards nicht mehr ein. Einer der Mitbegründer des Ökosiegels wirft dem MSC gar vor, mittlerweile mehr den Industrieinteressen als den eigenen Ökostandards zu folgen. Das MSC sei "auf die dunkle Seite" gewechselt. Was ist dran an diesem Vorwurf? "Die Story im Ersten" liefert überraschende und ernüchternde Erkenntnisse.